Prüfungen für den Druck und Prepress-relevante PDF-2.0-Funktionen

PDF 2.0 wurde im Juli 2017 veröffentlicht. Im Einführungskapitel der Spezifikation wird dargelegt, dass sich einiges geändert hat:

  • 14 komplett neue Eigenschaften
  • 26 Erweiterungen zu bestehenden Eigenschaften
  • 22 ausgelaufene Eigenschaften

Alle PDF-2.0-Eigenschaften werden in älteren Programmen wie „unbekannte Daten“ behandelt. Da das PDF-Konzept schon immer für Erweiterungen offen war, werden solche verarbeitenden Programme diese Daten einfach ignorieren. Das bedeutet, dass aktuelle Workflows bei einem eintreffenden PDF-2.0-Dokument in den meisten Fällen nicht abstürzen werden. Jedoch werden Probleme auftauchen, sobald erwartet wird, dass besondere PDF-2.0-Merkmale für die Druckproduktion berücksichtigt werden.

Das unten stehende Profil prüft auf neue PDF-2.0-Eigenschaften, die für solche Workflows relevant sein könnten. Das Profil setzt pdfToolbox 9.4 oder neuer voraus.

Welche Eigenschaften sind neu und könnten in heutigen PDF-basierten Prepress-Workflows Änderungen erfordern?

PDF-2.0-Eintrag im PDF Header

Jedes PDF hat seinem Header die PDF-Version verzeichnet, für die es erstellt wurde. Ein neueres PDF-Erstellungsprogramm kann durchaus „%PDF 2.0“ schreiben, ohne dass irgendeine neue Eigenschaft genutzt wurde.

Ein PDF-Verarbeitungsprogramm, das diesen Eintrag ausliest, könnte die Verarbeitung dieser Datei verweigern, wenn es am Beginn dieses Wertes eine „1“ erwartet.

Die PDF Association hat einige sehr einfache PDF-2.0-Dateien veröffentlicht, die man für Tests nutzen kann, um zu sehen, ob der vorliegende Workflow solche Dateien prinzipiell verarbeiten kann.

DPart-Metadaten für PDF-Seiten

DPart-Metadaten betreffen PDF-Seiten oder PDF-Teile. Anders als XMP-Metadaten werden diese in Baumstrukturen organisiert, so dass PDF-Verarbeitungsprogramme es leichter haben, Seiten oder Seitenbereiche mit bestimmten Eigenschaften zu erkennen. DPart-Metadaten wurden ursprünglich für PDF/VT entwickelt und für PDF 2.0 übernommen. Sie lassen sich zum Beispiel für die Kennzeichnung bestimmter Seiten für bestimmte Prozesse nutzen; etwa die erste und letzte Seite eines PDF-Dokuments, um diese als Umschlag in 4c auszugeben, während die übrigen Seiten (der Innenteil) in Schwarzweiß gedruckt werden.

Seiten-basierte Output Intents

Output-Intent-Objekte waren bis PDF 2.0 immer für das PDF-Dokument als Ganzes gültig. PDF 2.0 macht es möglich, Seiten-basierte Output Intents zu nutzen. Auch hier kann das oben genannte Beispiel gelten: Die erste und letzte Seite haben einen 4c-Outpunt-Intent, während die übrigen Seiten einen Output Intent für Graustufen verwenden.

Eintrag für Black Point Compensation

Black Point Compensation (BPC) ist ein Parameter für die Farbumwandlung, der das maximale Schwarz von Quell- und Zielfarbraum berücksichtigt. Die Ergebnisse sind meist besser, wenn die BPC verwendet wird. Daher nutzen die meisten Farb-Engines dieses Verfahren. Dennoch ist BPC in manchen Fällen nicht erwünscht und bis PDF 2.0 war es nicht möglich, einzelne Objekte in einem PDF unterschiedlich zu behandeln. Es war nicht einmal möglich, Black Point Compensation für ein Dokument an- oder abzuschalten. Beides wird mit PDF 2.0 möglich. PDF-Erstellungsprogramme können nun bestimmte Objekte so kennzeichnen, dass sie bei der Farbkonvertierung Black Point Compensation nutzen oder nicht nutzen.

CxF und Mixing Hints in Output-Intent-Verzeichnissen

Beide Einträge stellen Daten für die Verarbeitung von Schmuckfarben bereit.

Mixing Hints beinhalten Informationen zu den zu erwartenden Ergebnissen, wenn mehrere Schmuckfarben miteinander im Druck interagieren.
Diese Informationen können beispielsweise von einem Proofer genutzt werden. Bis PDF 2.0 konnten Mixing Hints in einem NChannel-Farbraum vorliegen; in PDF 2.0 ist dies auch im Output Intent Dictionary für das gesamte PDF möglich. (Das ist sinnvoller, da miteinander agierenden Schmuckfarben nicht notwendigerweise Teil eines NChannel-Objekts sind.)

SpectralData beinhaltet spektrale Messwerte für Schmuckfarben im CxF/X-4 Format (ISO 17972-4).
Messwerte sind für unbeschichtetes Substrat erforderlich (0% und 100%) und optional für dazwischenliegende Werte. Darüber hinaus sind Messwerte für schwarz vorbedruckte Substrate möglich, um die Berechnung von Ergebnissen von Schmuckfarben zu ermöglichen, die miteinander im selben Objekt oder über mittels Überdrucken beziehungsweise Transparenz interagieren.

Halbtonraster

Der neue „HTO“-Eintrag kann den Ursprung des Halbtonrasters angeben.

Requirements-Array im „Catalog“

Der Eintrag zu den „Requirements“ in „Catalog“ macht Angaben dazu, welche Anforderungen eine PDF-Datei hat.
Bis zu PDF 2.0 war hier lediglich der Eintrag „EnableJavaScripts“ möglich. In PDF 2.0 sind hier mehrere neue Typen möglich, wie beispielsweise PRC, Attachment oder DPartInteract.